Prof. Dr. med. R. Klapdor

Ein neues Video mit weiteren Fragezeichen zum Thema
„Prof. Uhl und die Maly-Meditation“


In den letzten Tagen habe ich auf der Homepage von Herrn Maly unter dem Abschnitt „Mediathek“ ein Video gefunden, in dem unter dem Titel

„Maly-Meditation
Heilmeditation
in der Kapelle im St. Josef-Hospital Bochum“

eine Präsenzveranstaltung zur Maly-Meditation vom 1. Advent 2023 im St. Josef Hospital Bochum unter Leitung von Herrn Prof. Uhl aufgezeichnet sein soll.

In seiner Einführung zu dieser 21. Präsenzveranstaltung wirbt Herr Prof. Uhl laut Video u.a. mit den folgenden Ausführungen für die Maly-Mediation:

Er wisse persönlich durch die Patienten, die er in seiner Sprechstunde auch im Verlauf sehe, daß es schon wichtig ist, auch die Lebensgewohnheiten, die Einstellung zu ändern, und daß die Patienten, die dies gemacht haben, und die nicht nur sich der Schulmedizin ausliefern nach dem Motto „hier bin ich, gib mir die Chemotherapie oder Strahlentherapie“, sondern die auch etwas separat gemacht haben, komplementär zur Schulmedizin, auch immer den besten Verlaufgenommen haben……

Die Maly-Meditation, unter Einschluß des Partners, sei seiner Meinung nach besonders geeignet, durch Liebe, Berührung, Glaube und Hoffnung eine Stabilisierung der Psyche zu erreichen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren……..

Im Hinblick auf die Effekte der Maly-Meditation sei es, so betonte Herr Prof. Uhl mit Blick auf Herrn Maly, sicherlich gut gewesen, daß sie jetzt zumindest eine Publikation (x) gemacht haben, der hoffentlich noch weitere folgen werden, wo - auch wenn es bisher nur 20 Patienten waren - Beweise,Hinweise gefunden wurden, daß die Meditation eine Stabilisierung bewirken und auch den Heilungsprozeß begünstigen kann……..

Um am Ende seiner Einführung einen Spruch von Sigmund Freud zu zitieren und anzufügen, daß er, Herr Prof. Uhl, in Abwandlung dieses Spruches ergänzen würde: wenn ein Patient die Hoffnung verliert, sich allein gelassen fühlt, dann wird eine Linderung und Heilung von Erkrankungen erschwert bzw. unmöglich.

Anschließend leitet Herr Prof. Uhl in dem Video zu dem neuen Pfarrer an seinem Klinikum über, Herrn Pfarrer Brüsecke. Dieser habe jetzt auch bei Herrn Maly die Ausbildung zum Maly-Therapeuten abgeschlossen. Herr Brüsecke habe dazu – das, so sagt Herr Prof. Uhl und hält ein Manuskript in die Höhe, sei der Beweis - etwas schreiben müssen, eine Diplomarbeit. Herr Prof. Uhl fährt dann fort, daß er sich die Diplomarbeit auch angeschaut und durchgelesen habe. Das sei eine sehr schöne Doktorarbeit – Diplomarbeit - Doktorarbeit, nein, er sei kein Doktor geworden, daher Diplomarbeit, wo er seine Erfahrungen mit der Maly-Meditation niedergeschrieben habe. Herr Brüsecke führe es auch weiter hier fort, aber offiziell ist er jetzt auch Maly-Meditationstherapeut. Dazu gratuliere er, Prof. Uhl, ganz herzlich. Es gebe dafür auch ein Diplom, das er dann Herrn Brüsecke übergibt.

Nach wenigen Worten des Herrn Brüsecke bekräftigt dann Herr Maly die Bedeutung seiner Meditation für Tumorpatienten u.a. mit seinen Ausführungen über „Heilungen über den Glauben“, auch dann wenn ein Schulmediziner ein Tumorleiden für unheilbar ausgibt. Über den Glauben seien, so sagt Herr Maly, die Möglichkeiten enorm. Er habe – so sagt Herr Maly im Beisein von Herrn Prof. Uhl - in der Zeit, wo er das mache, schon viele Patienten gesehen, die unheilbar krank waren und die wieder gesund geworden sind. Sie kamen zu ihm, sie hatten die Meditation gemacht………

Zu dieser Werbung der Herren Prof. Uhl und Maly sei an dieser Stelle u.a. angemerkt bzw. richtig gestellt:

I) Die in der Publikation 2023 aufgezeigten Ergebnisse haben weder gezeigt, daß die Maly-Meditation in dieser Studie eine Stabilisierung `bewirkt` hat, noch daß die Maly-Meditation den Heilungsverlauf `begünstigt` hat.

Einmal läßt die Publikation 2023 keinerlei kausale Schlüsse zu.

So schreiben die Autoren der Publikation 2023, und damit auch Herr Prof. Uhl als Coautor, in der “Discussion”: “The uncontrolled nature of the study does not allow conclusions to be drawn about the causal effects of spiritual meditation on health and well-being; the improvements may thus be due to medical treatment, or…..”

Auch sind die in der Publikation 2023 berichteten Untersuchungen m.E. nicht neu, sondern einer in den Jahren 2014 – 2018 von Frau Prof. Meissner geleiteten Studie entnommen (Ethikvotum 544-13). Über diese Studie hat bereits Frau Eggers in ihrer Dissertationsschrift aus dem Jahre 2019 berichtet, die seit Mitte 2020 im Schriftenverzeichnis der Universität München im Netz einsehbar bzw. publiziert ist. (Herr Prof. Uhl ist in der Dissertationsschrift nur als Leiter der Chir. Universitätsklinik in Bochum genannt, aus der 2 Patienten an dieser Studie teilgenommen haben). Frau Eggers bzw. ihre `Doktormutter` und Studienleiterin Frau Prof. Meissner haben darin bzw. in einem späteren Schriftwechsel unzweideutig erklärt, daß die Untersuchungen der im Juni 2020 publizierten Dissertationsschrift keinen kausalen Zusammenhangzwischen den Änderungen einzelner Parameter der Lebensqualität und der Durchführung der Maly-Meditation nachweisen.

Die Maly-Meditation sei in dieser Studie nur mit einer Verbesserung des einen oder anderen Parameters der Lebensqualität „assoziiert“ gewesen – und das Wort assoziiert bedeute, so schreibt Frau Prof. Meissner, daß kein kausaler Zusammenhang zwischen den Änderungen zweier Parameter, in diesem Fall zwischen der Maly-Meditation und der Änderung des einen oder anderen Parameters der Lebensqualität, nachgewiesen werden konnte.

Darüber hinaus haben die Dissertationsschrift 2019 von Frau Eggers und Frau Prof. Meissner sowie die Publikation 2023 an Hand der berichteten Überlebenskurven/-daten nicht zeigen können, daß die im Rahmen der Studie gleichzeitig durchgeführte Maly-Meditation zu einer Verlängerung der Überlebenszeit dieser Tumorpatienten geführt oder den Heilungsverlauf „begünstigt“ hat.

Frau Eggers und Frau Prof. Meissner diskutieren diese Frage ausführlich in der Dissertationsschrift 2019, ohne eine Verlängerung der Überlebenszeiten der Patienten der Studie nachweisen zu können.

Herr Prof. Uhl läßt dagegen eine Diskussion des Komplexes „MalyMeditaton – Überlebenszeit“ in `seiner` Publikation 2023 nicht zu.

Er vermeidet bzw. umgeht die Diskussion dieser Frage in der Publikation 2023 dadurch,

- daß er als „Writer, Reviewer und Superviser“ der Publikation 2023 dem Leser erzählt, daß die der Publikation 2023 zugrunde liegende Studie 544-13 allein zur Klärung der Frage durchgeführt wurde, ob die Maly-Meditation Parameter der Lebensqualität verbessern kann, und dadurch,

daß er die Überlebenszeit der 20 Patienten der Studie im Text der Publikation 2023 nur – quasi beiläufig - in einem einzigen Satz in der „Diskussion“ erwähnt. Er schreibt: „The median overall survival survival time of 12 months was comparable to he average findings in clinical trials in this patients group (29-31)“ (x) - ohne dieser Aussage eine Bedeutung beizumessen bzw. ohne diese Aussage auf den 10 Seiten dieser Publikation 2023 zu kommentieren oder zu diskutieren.

(x)An dieser Stelle sei noch erwähnt, daß in der Dissertationsschrift 2019 die mediane Überlebenszeit der 20 Patienten mit 10 Monaten seit Beginn der Therapie der Patienten angegeben wird.)

Gerade dieser Satz hätte aber eine Diskussion in der Publikation 2023 – insbesondere auch im Interesse einer korrekten Information der Tumorpatienten - verdient!

Denn mit diesem auf den ersten Blick mehr beiläufig eingefügten Satz sprechen auch die Ergebnisse der Publikation 2023nicht nur nicht für, sondern gegendas Konzept Herrn Prof. Uhl´s, mit dem er seit mittlerweile 15 Jahren um Patienten für die Maly-Meditation wirbt - nämlich gegen sein Konzept, daß eine Verbesserung der Lebensqualität über eine Aktivierung von Selbstheilungskräften zu einer Verlängerung der Überlebenszeit/Tumorfreiheit bis zur Heilung von Patienten mit Pankreaskarzinomen führen kann.

Denn trotz der in der Publikation 2023 dank abgeänderter Statistik angeblich nachgewiesenen günstigen Beeinflussung von sogar 5 Parametern der Lebensqualität hat die Studie keinen positiven Einfluß der Maly-Meditation auf die Überlebenszeit der Patienten aufzeigen bzw. nachweisen können.

Damit entfällt auch eine von Herrn Prof. Uhl in den vergangenen 15 Jahren und bis heute immer wieder betonte diesbezügliche Sonderstellung der relativ neuen Maly-Meditation im Vergleich zu den bereits länger bekannten Meditationsvarianten („er könne die Maly-Meditation besonders empfehlen“). Denn das in der Publikation 2023 in diesem kurzen Satz „The median overall survival survival time of 12 months was comparable tot he average findings in clinical trials in this patients group (29-31)“ mehr beiläufig erwähnte Ergebnis der Studie zur Überlebenszeit unter der gleichzeitig durchgeführten Maly-Meditation rechtfertigt keineswegs das Prädikat „besonders zu empfehlen“.

Das Ergebnis, daß in der Studie kein Effekt der Maly-Meditation auf die Überlebenszeit nachgewiesen werden konnte, passt vielmehr sehr gut zu den seit Jahren bekannten Statements anerkannter Krebszentren und anerkannter Vertreter der integrativen Medizin, nach denen mit meditativen Verfahren zwar Verbesserungen der Lebensqualität möglich scheinen, aber keine Verlängerungen der Überlebenszeit.

II) Meines Wissens gibt es bis heute keine nachvollziehbaren Ergebnisse, die einen günstigen Einfluß der Maly-Meditation auf die Überlebenszeit oder das Tumorwachstum zeigen.

Herr Prof. Uhl hat meines Wissens bis heute alle mündlichen und schriftlichen Nachfragen nach nachvollziehbaren, wissenschaftlich dokumentierten Belegen für die von ihm angeblich gesehenen Heilerfolge (Verlängerungen der Überlebenszeit, Heilungen) mit der Maly-Meditation bei Patienten mit Pankreaskarzinomen überhört bzw. überlesen und nicht beantwortet – obwohl er auch heute noch, wie in den vergangenen 15 Jahren, im Netz, auf der Homepage von Herrn Maly und in Medien mit diesen seinen angeblichen Heilerfolgen wirbt bzw. werben läßt.

Herr Prof. Uhl hat auch auf wiederholte Nachfragen, auf welche Ergebnisse er seine Empfehlung stützt, daß er die Maly-Meditation besonders empfehlen kann, bis heute nicht geantwortet.

Er hat bis heute m.W. auch keine nachvollziehbaren Daten vorgelegt, die die Frage beantworten, ob die Maly-Mediation bessere Ergebnisse als andere, schon länger praktizierte meditative Verfahren ergibt und damit „besonders“ empfohlen werden kann – oder aber ob mit der Maly-Meditation `nur` gleichwertige Ergebnisse, oder vielleicht sogar auch nur schlechtere Ergebnisse erreicht werden konnten bzw. können.

Herr Prof. Uhl hat bisher meines Wissens auch keine Daten vorgelegt,die nachvollziehbar bzw. wissenschaftlich belegen, daß schon einmal der Krankheitsverlauf eines von ihm selbst behandelten oder ihm selbst bekannten Tumor-Patienten mit einem Pankreas-Tumorleiden durch Anwendung der Maly-Meditation günstig im Sinne einer Wachstumsverzögerung, Tumorfreiheit oder Heilung beeinflusst werden konnte – trotz wiederholter Nachfragen.

Auch die ärztlichen Leiter der Wiss. Gremien des AdP e.V.(Arbeitskreis der Pankreatektomierten e.V.), Herr Prof. Friess bzw. sein Vorgänger Herr Prof. Poll, beide Kollegen von Herrn Prof. Uhl im Hauptausschuß des wiss. Beirats des AdP e.V., sowie die Ärzte dieses Hauptausschusses des wiss. Beirats des AdP e.V., zu denen auch Herr Prof. Uhl gehört, haben bisher m.W. – trotz wiederholter Nachfragen - keine nachvollziehbaren Kasuistiken oder Arbeiten vorgelegt, in denen auch nur ein einziger Nachweis für einen günstigen Einfluss der Maly-Meditation auf den Tumorverlauf von Pankreaskarzinom-Patienten erbracht werden konnte.

Möglicherweise erklärt sich darüber, daß Herr Prof. Uhl auch den bereits vor gut 10 Jahren ihm gegenüber im Netz erhobenen Vorwurf der Unseriosität bis heute überhört und nicht unter Vorlage nachvollziehbarer Unterlagen diskutiert oder entkräftet hat.

Ergänzend darf vielleicht noch angefügt werden, daß Herr Prof. Uhl und Herr Maly auch die Leser Ihrer Web-Seiten m.W. bis heute nicht darüber informiert haben bzw. darüber informieren, daß laut Dissertationsschrift 2019 die Ergebnisse der Studie von Frau Prof. Meissner – und damit auch der Publikation 2023 - keinen positiven Einfluß der Maly-Meditation auf die Überlebenszeit der Patienten nachweisen konnten - obwohl sie weiterhin mit einer Beeinflussung der Lebensqualität, mit einer Aktivierung von Selbstheilungskräften und nachfolgenden Lebenszeitverlängerungen und Heilungen für die Maly-Meditation werben.

(x) Bei der Publikation aus dem Jahre 2023 handelt es sich um die im Mai 2023 im Karger-Verlag erschienene Arbeit:

“Exploring Pain, Quality of Life, and Emotional Well-Being in Patients with Advanced Pancreatic cancer Practicing Spiritual Meditation: A Pilot Study“.

Autoren: Christine Eggers, Elisabeth Olliges, Stefan Boeck, Stephan Kruger, Waldemar Uhl, Karin Meissner ; Zeitschrift: Complement(ary) Med(icine) Res(earch) (Karger Verlag), 2023:30,289 – 298).

Prof. Uhl ist in dieser Arbeit als „Coautor“ aufgeführt, sowie laut „Author Contributions“ am Ende der Arbeit als „Writer, Reviewer, Interpretator und Superviser“, der Name Maly bzw. Maly-Meditation findet sich nur im Literaturverzeichnis der Publikation unter Referenz (13), unter der das Buch Herrn Malys aus dem Jahre 2012 genannt ist. Ein sonst nicht näher genannter „experienced meditation practitioner, who regularly worked with cancer patients“ soll nach dieser Methode die Meditationen durchgeführt bzw. überwacht („guided“) haben.

Prof. Dr. Rainer Klapdor
10.01.2024