Prof. Dr. med. R. Klapdor

Ergänzungen 2020
zur 3. Auflage des Buches „Tumorerkrankungen der Bauchspeicheldrüse“ (2013)

Teil C


1) Neue Therapieansätze mit monoklonalen Antikörpern und zielgerichteter Therapie

Zielgerichtete Tumortherapie

Bei ca. 1-4 % der Patienten liegt im Tumorgewebe von Patienten mit Pankreaskarzinomen eine Mutation im BRCA-1- und BRCA-2-Gen vor. Hier kann eine Therapie mit PARP (Poly(ADP-ribose)-Polymerase 1)-Inhibitorenwie z.B. Olaparib (Lynparza ®) erfolgreich sein. Das Medikament wird als Hartkapsel eingenommen.

Die Behandlung mit Olaparib ist inzwischen für die Behandlung des Pankreaskarzinoms mit nachgewiesenem mutierten BRCA-1- oder BACR-2 zugelassen. In der sog. Polo-Studie konnte gezeigt werden, daß eine PARP-Inhibitor-Erhaltungstherapie nach initialer, vorangegangener mindestens 16-wöchiger Platin-haltiger Therapie das progressionsfreie Intervall signifikant, um mehr als das Doppelte, verlängerte.

Therapie mit Antikörpern

Bei etwa 1% der Patienten liegt im Tumor eine sog. Mikrosatelliten-Instabilitätvor. Hier kann eine Behandlung mit sog. Checkpoint-Inhibitoren, wie bestimmten monoklonalen Antikörpern, helfen.

Es gibt Tumorzellen, die durch Bindung an tumortoxische T-Zellen letztere inaktivieren können. Spezielle Antikörper können diese Bindung und damit die nachfolgende Inaktivierung der T-Zellen verhindern (z.B. durch Verhinderung der Bindung von PD-1 an PD-1-L1).

Auch beim Pankreaskarzinom konnte eine erfolgreiche Blockade von PD-L1 und PD-1 durch Antikörper wie Nivolumab (Keytruda ®) oder Pembrolizumab(Optivo ®) in Studien erreicht werden. Für das Pankreaskarzinom ist die Behandlung mit diesen Antikörpern - im Gegensatz zu anderen menschlichen Tumoren - aber noch nicht zugelassen.

Genomisches Profiling als Schlüssel für eine personaliserte Tumortherapie

Tumore, die auf den ersten Blick oder morphologisch ein gleiches Bild zeigen können, können auf molekularer Ebene sehr unterschiedlich sein. Mit der zunehmenden Zahl von identifizierbaren genomischen Veränderungen besteht die Hoffnung bzw. Möglichkeit, eine zunehmende Zahl von sog. gezielten Therapien entwickeln zu können, die über den Angriff an den entsprechenden genomischen Veränderungen ein Tumorleiden günstig beeinflussen können.

Für die Detektion derartiger genomischer Veränderungen stehen heute verschiedene Techniken zur Verfügung. Im Vergleich zu früheren Ansätzen mit unterschiedlichen Limitationen bieten die heute zur Verfügung stehenden Verfahren, die auf dem „Next Generation Sequencing“ (NGS) geruhen, die Möglichkeit, innerhalb kurzer Zeit die klinisch relevanten genetischen Veränderungen zu entdecken (eine Option ist z.B. der Foundation One ® Test).

Für Lungentumore und andere Tumorentitäten, wie Mamma- und Dickdarmkarzinome, wird bereits heute empfohlen, ein derartig umfassendes Profiling frühzeitig durchzuführen, um in Abhängigkeit von der evtl. entdeckten genomischen Alteration eine geeignete zielgerichtete Therapie frühzeitig auswählen und für die Therapie evtl. erfolgreich einsetzen zukönnen.

In der Hoffnung, daß auch für ein Pankreaskarzinom durch ein umfassendes genomisches Profiling noch weitere spezifische molekulargenetische Veränderungen — über die zuvor genannten Veränderungen hinaus - nachgewiesen werden können, die einen Einsatz von auf die Veränderungen ausgerichteten zielgerichteten Therapien als vertretbar und sinnvoll erscheinen lassen könnten, auch wenn die Therapien noch nicht auf Grund von Studien für das Pankreaskarzinom zugelassen sind, ist es daher auch heute schon zu überlegen, ob nicht auch Patienten mit Pankreaskarzinomen frühzeitig ein derartiges Profiling durchführen lassen sollten, um - wenn möglich - im Anschluß an die heute üblichen Standardtherapien noch einen Versuch mit einem zielgerichteten Therapieansatz durchführen zu können.

2) Klinische Studie erbringt keinen Nachweis für eine Verlängerung des Überlebens oder eine Heilung durch Anwendung der Maly-Meditation

Fachgesellschaften warnen vor Therapieangeboten, die mit Heilungen und Verlängerungen von Überlebenszeiten um Tumorpatienten für die Durchführung von meditativen Verfahren werben, insbesondere dann, wenn die angeblichen Wunderheilungen nicht durch nachvollziehbare Ergebnisse belegt werden/wurden.

Herr Maly und Herr Prof. Uhl werben nun seit gut 10 Jahren für die sog. Maly-Heilmeditation. Sie werben u.a. mit Heilungen von Patienten mit Pankreaskarzinomen, mit erreichter Tumorfreiheit und mehrjährigen Verlängerungen der Überlebenszeit.

Diese angeblichen Ergebnisse werden auf der Homepage von Herrn Maly, im Netz, in Videos und in Medien von Herrn Maly und Herrn Prof. Uhl berichtet bzw. zitiert. Nachvollziehbare oder durch neutrale Dritte bestätigte Fallberichte liegen bisher aber nicht vor, ebenso keine publizierten Fallberichte oder Publikationen.

Seit Juni 2020 ist jetzt im Internet eine Dissertationsschrift aufrufbar: „Die Maly-Meditation als Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom“, die unter der Leitung von Frau Prof.Meissner an der Universität München erstellt und Mitte 2019 als Dissertationsschrift eingereicht wurde.

Es wird über die Ergebnisse an 20 Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom berichtet, die im Zeitraum 2014 bis 2015 rekrutiert wurden und bei denen zusätzlich zu einer sonst nicht näher beschriebenen Chemotherapie eine Maly-Meditation begleitend durchgeführt wurde. Die Chemotherapien wurden wohl an onkologischen Zentren durchgeführt, die Maly-Meditation bzw. die Anleitung zur Maly-Meditation durch Herrn Maly selbst.

Die Ergebnisse dieser prospektiven und kontrollierten, aber nicht randomisierten Fallbeispielstudie erbringen nun keinen Nachweis, daß die zusätzlich zur Schulmedizin durchgeführte Maly-Meditation die Überlebenszeit dieser 20 Patienten mit Pankreaskarzinomen bzw. deren medianes Überleben im Vergleich zu Patienten-Kollektiven, die allein mit aktuellen Chemotherapieschemata behandelt wurden, verbessert hat.

R. Klapdor
Oktober 2020